Dienstag, 1. März 2011

NEPAL - Liebe auf den ersten Blick …


20. Februar
Nach einer kurzen nacht ging es bereits um 6:45 los. Anfangs ging es im schatten am fluss entlang, immer auf und ab, wir dachten anfangs nicht jemals noch an hoehe zu gewinnen. Nach etwa 3 h machten wir mittagspause und von da an waren wir nur noch in der sonne. Anfangs fiel uns das laufen schwer, nach  3 wochen faulenzen in indien. Aber irgendwann ging es dann wie von selbst! Unser kopf schaltete langsam ab und nur noch unsere beine bewegten sich … wir gingen immer sehr langsam, um uns besser an die hoehe zu gewoehnen, was uns sehr recht war. Vorne unser porter kharka, dann wir in der mitte und das schlusslicht bildete unser super guide jangbu sherpa. Es war angenehm mal nicht mehr selbst zu denken und staendig organisieren zu muessen. Unsere begleiter sagten un simmer wann wir laufen, essen, trinken und pause machen sollten. Nur wann wir aufs klo gingen mussten wir noch selbst entscheiden.
Unser traeger war sehr erschoepft, da er unglaublich viel gepaeck fuer uns tragen musste und er tat uns sehr leid. Aber die naechsten tage bekam er unterstuetzung.
Um 16 h kamen wir im lama hotel, auf 2480 m an und genossen die letzten sonnenstrahlen. Jangbu verpflichtete uns von da an fuer die naechsten 3 tage knoblaubsuppe zu essen, das erleichert die akklimatisation. Abends spielten wir, um uns die zeit zu vertreiben, mit 2 franzosen, die wir in der lodge trafen, ein kartenspiel.
Was etwas schade war, aber anscheinend zur kultur der sherpas gehoert, ist, dass wir immer alleine essen mussten. Ausserdem warteten sie immer bis wir satt waren und gingen erst dann in die kueche um ihr dhal bat (reisgericht mit curry und linsen) zu essen. Das ist uebrigens ihr hauptgericht und sie essen es mind. 2 mal am tag, wenn nicht sogar auch zum fruehstueck.


21. Februar
Am naechsten morgen ging es gleich steil bergauf, durch schoene waelder, weiter durch das langtang tal, immer am fluss entlang.
Wir sahen auch unseren ersten yak (eine art bueffel) und die ersten affen im dschungel. Unsere mittagspause verbrachten wir an der hauswand einer lodge, an der sonne liegend, mit herrlichem blick auf die hohen berge ringsum. Dann ging es am nachmittag gemaehchlicher weiter, am army checkpoint vorbei und wir erreichten schliesslich gerade noch rechtzeitig vor dem schneefall, das auf 3400 m hochgelegene “dorf” langtang. Es war eisig kalt und es begann leicht zu schneien. Die stube war etwas undicht und so kalt, dass wir sogar unseren eigenen atem sahen und es rieselten einige schneeflocken durch die luft. Wir draengten uns alle um den ofen, um uns wenigstens etwas zu waermen. die anderen sherpas machten sich etwas lustig ueber uns, da wir so verfroren waren und in der daunenjacke am ofen sassen. Sie meinten dann nur ob wir auf dem everest seien.
Jangbu unser guide kuemmerte sich wie immer ruehrend um uns und las uns jeden wunsch von den lippen ab. Er schaut aus wie ein teddybaer, mit seinen braunen kulleraugen, einfach zum knuddeln! Wenn er ein bisschen juenger waer koennten wir uns glatt in ihn verlieben. Wir fuehlten uns total sicher bei ihm und hatten viel spass zusammen!



22. Februar
Diesen morgen durften wir bis halb 8 schlafen und erreichten schon mittags unsere lodge in kanjin gompa auf 3860m. nachmittags erkundeten wir noch etwas die gegend und erwischten dabei wohl etwas zu viel sonne. Unsere gesichter faerbten sich roetlich und gluehten. Es gibt hier eine kaesefabrik und eine monastery zum anschauen, hatten aber leider beide geschlossen. Die hoehe machte sich auch bemerkbar, mit ein bisschen kopfweh (aber nicht der rede wert, da die herrliche landschaft alles wieder gutmachte) und sobald es bergauf ging, hiess es schneckentempogang einlegen. Umrundet von lauter 5000 – 7000er Bergen, waren wir vollkommen fasziniert und schauten ehrfuerchtig nach oben. Wir konnten gar nicht fassen, wirklich hier sein zu duerfen! Die gletscher schimmerten ganz unecht blaeulich. Wir hatten auch schon einige woerter in nepali gelernt, wie zb. “danke” und “geh ma”. Die naechte waren eisig kalt aber sehr sternenklar, da es keine anderen lichtquellen gab. Trotz zwei fliesspulli, daunenjacke, schlafsack und zusaetzlicher decke war es immer noch sehr kalt und isa rettete sich dann noch mit einer zweiten decke, um die nacht zu ueberstehen! Wir tranken am abend extra nicht mehr viel, damit wir in der nacht unseren schlafsack nicht verlassen mussten, leider liess sich das aber nicht immer vermeiden und danach war es sehr schwer bei der eisigen kaelte wieder einzuschlafen. Auch die hoehe machte das schlafen nicht einfacher. 


23. Februar
Heute war gipfeltag. Wir hatten ja auf einen pausentag gehofft, aber jangbu war sehr streng mit uns und glaubte fest an unsere condition. Den eigentlich geplanten tserco ri konnten wegen zuviel schnee lieder nicht besteigen, deshalb beschloss jangbu mit uns auf den 4773m hohen kianjin ri zu gehen. Es ging sehr steil hinauf und die luft wurde immer duenner, dementsprechend anstrengend war es. Nach 3 stunden mentalem kampf kamen wir kurz vor dem erstickungstod aber heil und gluecklich oben an. Die aussicht war grandios und das wetter war perfekt. Nur ein paar vereinzelte wolken waren zu sehen. Wir assen yak kaese, den jangbu extra fuer uns mit auf den gipfel genommen hat, tranken tee und genossen den ausblick.
Vor 3 monaten haetten wir uns noch nicht gedacht, dass wir schon bald auf so einem hohen berg stehen duerfen. Es hat alles gut geklappt ausser ein paar kleinen wehwehchen, wir kopfweh oder durchfall … bestimmt weil isa schon zweimal seit wir in Nepal sind von einem vogel angeschissen wurde das bringt angeblich glueck in Nepal!
Das runterlaufen war dann fast noch schlimmer als das raufgehen und versuchte ganz schoenes schenkelbrennen. Wir haben und schon den ganzen tag gewundert warum unser porter kharka an diesem tag so lustlos und muede war. Dieses raetsel loeste sich auf als wir wieder in unserer lodge waren. Wir sassen gemuetlich an der hauswand und tranken tee, als wir aufeinmal verdaechtige geraeusche aus dem klo hoerten. Als wenig spaeter ein kaesweisser kharka rauskam war uns alles klar! Der Arme! Und er hatte sich trotzdem mit uns zum gipfel geschleppt und kein wort gesagt. Zum glueck hatten wir noch ein paar durchfalltabletten uebrig und wir versorgten ihn dann gleich mit einer ueberdosis!


24. – 26. Februar
Immer noch vollgestopft mit gluecksgefuehlen vom gipfelerlebnis machten wir uns die folgenden 3 tage auf den rueckweg. Leider hatten unsere beine keine zeit sich vom abstieg vom kianjin ri zu erholen. Und so wurde der muskelkater von tag zu tag mehr, bis wir sie fast gar nicht mehr spuerten und sie sich nur noch wie von selbst bewegten. Manchmal wuenschten wir uns insgeheim es wuerde wieder aufwaerts gehen. Gegen ende eines jeden tage wurden unsere beine mit jedem schritt schwerer und jeden abend wenn wir ins bett fielen waren wir uns sicher, dass wir am naechsten morgen keinen schritt mehr gehen koennen. Doch irgendwie ging es immer wieder weiter, uns blieb ja auch nichts anderes uebrig, denn wir mussten ja wieder runter! Es ist verblueffend was der koerper noch alles schafft, wenn man innerlich schon lange glaubt es geht nicht mehr! Den letzten tag fussmarsch empfanden wir beide als den anstrengensten aller tage! Die letzten 2 stunden ging es dann nur noch der strasse entlang, die gerade neu gebaut wird und dementsprechend staubig ist. Jedesmal wenn ein truck vorbeifuhr wurden wir in eine staubwolke eingehuellt! Wir bastelten uns so gut es ging mit unseren schals einen mundschutz und zogen die muetze tief ins gesicht.
Aber dafuer “durften” wir am abend mit den sherpas einen mustang coffee (sherpa schnaps) trinken. Anna freute sich anfangs noch erwartungsvoll als sie das wort alcohol hoerte, doch beim anblick des braunen gebruehes mit brocken verging auch ihr die lust. Tapfer wuergten wir das zeug schluck fuer schluck runter und genossen aber trotzdem das gemuetliche beisammensein mit den sherpas und ein paar anderen trekkern.

27. Februar
Schon waehrend des treks graute es uns immer bei dem gedanken an die rueckfahrt nach kathmandu, denn bei dem gedanken an 9 h in diesem klapprigen bus wurde uns gleich wieder schlecht. Da wir aber vom glueck verfolgt wurden, besonders wenn unser teddybaer jangbu bei uns ist, tat sich auch diesmal wieder eine unverhoffte moeglichkeit auf. Voller freude kam jangbu am vorabend zu uns ins zimmer und teilte uns mit, dass er fuer den naechsten tag einen 4wheel drive organisiert hatte. D.h. anstatt 9 stunden im ueberfuellten bus, nur 6 stunden in einem gefederten jeep!!!! Juhuuuuu!!!! Zum glueck sahen wir den am abhang in den baeumen haengenden bus erst bei der rueckfahrt mit dem jeep. Denn haetten wir den schon bei der hinfahrt gesehen, waeren wir wahrscheinlich gleich ausgestiegen.
Als wieder in kathmandu ankamen, fuehlten wir uns erst wie in einer anderen welt und hatten einen leichten kulturschock. Denn die letzten tage in diesen einsamen lodges auf ueber 3000 m, mit den netten einheimischen, waren einfach zu schoen. Auch jetzt werden wir noch auf der strasse von einheimischen auf unseren trek angesprochen, denn an unseren knallroten gesichtern, die sich mittlerweile schaelen, ist nicht zu uebersehen, dass wir in der hoehe waren .

Das war bestimmt nicht unser letzter trek den wir in Nepal gemacht haben. Vielleicht geht es ja schon naechste woche wieder los aber erst mal geniessen wir ein paar tage in kathmandu. Wir fuehlen uns echt wohl hier und jangbu kuemmert sich immer noch liebevoll um uns und es vergeht kaum ein tag, an dem wir ihn nicht treffen und er mit uns irgendwas erledigt. Am 5. maerz feiern die sherpas neujahr und das duerfen wir auch mit ihm verbringen! Wird sicher spannend!

4 Kommentare:

  1. Eine Prise nepalesischer Bergluft huscht gerade durch unsere Wohnung ;-)! Danke für die tollen Geschichten!

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  2. Ich bin so stolz auf euch und tief beeindruckt von euren Schilderungen. Die drei Wochen auf der schweizer Alm im letzten Sommer waren also nur der Anfang einer großen Liebe für die Berge. Viel Glück und Ausdauer auf euren weiteren Pfaden und ganz herzlichen Dank für die Bilder und Eindrücke, die wir mit euch teilen dürfen.

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  3. Hey ihr wilden Hennen,

    lasst mir die schönen Berge schön grüßen.
    Freut mich dass es euch gut geht!

    Lg aus der Industriestadt Linz

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  4. Bin sprachlos! Hab euch lieb...Besos aus der Ferne, Karin

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